Die Real und Barca Stars und deren Probleme: Das Drama bei den Cruyffs

Wenn Di Stefano der Beste in den 50er, Pele in den 60er war, dann kennzeichnete Johan Cruyff die 70er Jahre. Den Niederländer beschrieb am Besten der soeben erwähnte Argentinier, der für einen Artikel einst sagte: »Er ist kein Stürmer, spielt aber eine große Rolle, er ist auch kein Verteidiger, doch verliert keinen Ball und er ist auch kein Regisseur, obwohl er das Spiel auf jedem Teil des Platzes aufbaut. Er gibt den Ball immer im Interesse des Mitspielers und der Mannschaft ab.«

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Johan Cruyff im Trikot von Ajax (Foto: www.cruyff.com), Barcelona (Foto: www.shutterstock.com) und der niederländischen Nationalmannschaft (Foto: www.pinterest.com).

Der Gewinner des goldenen Balls (Ballon d’Or) in den Jahren 1971, 1972 und 1974, mit dem bürgerlichen Namen Hendrik Johannes »Johan« Cruyff, wurde 1947 geboren, in jenem Jahr, in dem Di Stefano Südamerika Meister wurde. Aus dem Total-Fußball des niederländischen Trainers Rinus Michels, in welchem jeder Spieler alles spielen durfte, wo die Verteidiger auch Stürmer waren und die Stürmer auch verteidigten, ging die glänzende Generation des Ajax in Amsterdam (Europameister 1971, 1972 und 1973) und Oranje – die niederländische Nationalmannschaft (Finalisten WM 1974 und WM 1978, Dritte bei der EM 1976) hervor. Mit Cruyff an der Spitze. Nachdem er 9 Jahre für Ajax gespielt hatte (1964-73), wechselte er am 19. August 1973 zu Barcelona, für einen damals rekordmäßigen Betrag von ca. 2 Millionen $. Dort erwartete ihn sein Fußball »Vater« Michels. Der katalanische Gigant wartete 14 Jahre auf den Titel. Was für eine Saison??? Die Katalanen haben nicht nur den Titel bekommen, durch deren Stolz gestärkt, besiegten sie auch Real in deren Stadion Santiago Bernabéu mit 0:5. Um das Fass zum Überlaufen zu bringen, gab Johan seinem Sohn den katalanischen Namen Jordi.

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Die Vertragsunterschrift. Die Ankunft des Spielers, der Barcelona veränderte und zu dem machte, was sie heute ist. Durch die Weiterführung von Michels Arbeit, erreichte er, dass der katalanische Gigant seinen ersten Europa-Meistertitel holte (1992) und er formte eine ganze Serie an ausgezeichneten Fußballspielern und späteren Trainern, wie zum Beispiel Rijkaard, Guardiola und Luis Enrique. Es ist nicht ganz klar, ob er mehr den niederländischen oder spanischen Fußball beeinflusste. Das katalonische ‘Tiki-Taka’, durch welches Spanien Europa und die Welt eroberte (2008, 2010, 2012) erinnerte stark an den niederländischen »Total-Fußball« und trug die Unterschrift des legendären, niederländischen Fußball Revolutionären. Johan Cruyff hat in seiner Fußballkarriere viele Kämpfe verloren, auf dem Spielfeld, der Bank und in den Medien. Doch den wichtigsten Kampf, um sein Leben (Lungenkrebs), verlor er mit 68 Jahren im März dieses Jahres.

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Titelbild El Mundo Deportiva, der Morgen nach Cruyffs Debüt bei Barcelona im Spiel gegen den ewigen Gegner aus Madrid.

Der »Fliegende Holländer« schaffte sich jedoch, neben den erfolgreichen Pässen und Toren, genauso viel Feinde. Charismatisch, kompromisslos und exzentrisch, wie er war, füllte er manche Titelblätter. Bald viel er in Ungnade bei Trainern wie Happel und Weissmüller, die seine Ausschweifungen nicht mehr hinnahmen. Für die »Tulpen« spielte er zum letzten Mal 1977. Sein Ausbleiben bei der Mundial 1978 in Argentinien, wurde ganze 30 Jahre nicht aufgeklärt. Seine Mitspieler gingen damals bereits zum zweiten Mal, im Finale, mit leeren Händen aus (1:3 gegen die Gastgeber). Es entwickelten sich die verschiedensten Verschwörungstheorien. Es hieß, dass ihn der Österreicher Ernst Happel damals aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen hätte, oder er sich der argentinischen Junta gebeugt hätte, die in ihm die größte Gefahr sah, auf dem Weg zum Weltmeistertitel. Cruyff brachte die Gerüchte in einem Interview für ein katalonisches Radio zum Schweigen, als er 2008 erzählte, welches Drama sich 1978 bei Cruyffs zu Hause in Barcelona abgespielt hatte.

Cruyff: »Ich war nicht an der WM in Argentinien, weil ich einige Monate vorher ein Drama erlebt hatte, welches in verschiedenster Weise mich und meine Familie beeinflusste und meine Sicht aufs Leben und den Fußball veränderte. In die Villa, in welcher ich mit meiner Frau und den Kindern gewohnt hatte, brachen bewaffnete Kriminelle ein. Es war ein großer Schock für uns alle. Ich werde es wohl nie vergessen… die Panik, das Geschrei, wie wir alle gefesselt wurden. Als mir die Pistole an den Kopf gehalten wurde, habe ich die echten Werte im Leben erkannt. Wir lebten noch lange danach in Angst. Die Kinder wurden von der Polizei zur Schule begleitet, 4 Monate lebten Agenten mit uns in der Villa und ich wurde zu Trainings und Spielen von Bodyguards begleitet. Ich hielt das jedoch nicht mehr aus und wollte mein Leben verändern, für mich und für meine Familie. Deshalb entschloss ich mich, nicht zur WM nach Argentinien zu fahren, ja, ich hatte sogar darüber nachgedacht, die Karriere zu beenden!«

Cruyff und Real Madrid

Der Holländer war den Madridern und den Befürwortern des Regimes von General Franco ein Dorn im Auge. Schließlich hatte er das weiße Trikot abgelehnt, obwohl Real bereits alles mit Ajax besprochen hatte, was den Wechsel betraf. Weil Cruyff zu Barcelona ging, mischte sich der spanische Fußballverband ein und stoppte die ganze Gelegenheit. Cruyff spielte daher erst im Oktober für Barcelona, als sie den vorletzten Platz besetzten. Unter der Führung von Cruyff gewannen sie unglaubliche 26 Spiele ohne Niederlage und Cruyff wurde zum Ziel aller groben Verteidiger auf dem grünen Rasen.

Das Spiel gegen Johan …

Das Halbfinale um den Königspokal 1977-78. Das große Barcelona gegen das kleine Deportivo Alavés. Das erste Spiel gewann Alavés mit 1:0. Das Zweite im Camp Nou: Nervosität und Druck. Für Alavés spielte damals der junge Argentinier Jorge Valdano. Nach einem der Duelle zwischen ihm und Cruyff, folgte ein theaterreifer Protest von Valdano, weil der Schiedsrichter den heimischen einen Freistoß zusprach. Valdanos Reaktion darauf: »Hier, nimm den Ball und behalt ihn für dich!« sagte er zu Cruyff und zum Schiedsrichter: »Und jetzt gib uns anderen den Ball, damit wir ein normales Spiel spielen können, während der sich amüsiert. Am Besten gibst du ihm noch eine eigene Pfeife, er ist sowieso derjenige, der sagt, wo es lang geht in diesem Spiel!« Ohne ihn anzusehen, fragte Cruyff: » Junge, wie heißt du und wie alt bist du?« Valdano antwortete: »Jorge Valdano und ich bin 22 Jahre alt!« » Mit 22 Jahren musst du Cruyff siezen!« Es dauerte nur eine Minute bis zum nächsten Duell zwischen den beiden. Barcelona bekam einen 11 Meter zugesprochen. Mit 2 : 0 ging Barcelona ins Finale (gewann auch den Pokal) und Cruyff schenkte beim Abgang vom Rasen Valdano nur noch ein Augenzwinkern.

Es wurde nie aufgeklärt, wie das Drama damals in der Villa endete. Aber Cruyff setzte seine Karriere fort. Aufgrund von finanziellen Gründen und auch dem Wunsch nach Veränderungen ging er zu den Los Angeles Aztecs, später noch zu den Washington Diplomats, doch kam bereits 1981 zurück nach Europa. Zuerst zum spanischen Levante, zog dann aber bald wieder sein altes Ajax Trikot an (1981-83). Trotz Titelgewinn und guter Spiele wollte Ajax seinen Vertrag nicht verlängern. Aber Johan wäre nicht Johan gewesen, hätte er nicht zum Schluss seiner Karriere noch etwas Radikales unternommen. Er spielte beim größten Gegner von Ajax aus Rotterdam. Bei Feyenoord blieb er von 1983-84 und brachte dem Klub den ersten Titel nach einem Jahrzehnt an Enttäuschungen.

Nach dem Erfolg bei Feyenoord (Foto: Wikipedia), nahm der legendäre Holländer hier mit der Zigarette (Foto: VI Images) bei Barcelona die Zügel in die Hand, und brachte sie viermal hintereinander zum spanischen Meistertitel (1990-91, 1991-92, 1992-93, 1993-94), zum ersten Champions League Titel (1991-92), zum Sieg beim Fußball-Königspokal (1989-90), Europa Superpokal (1992) und zum dreimaligen Titelgewinn beim spanischen Superpokal (1991, 1992, 1994). Als Spieler bei Barcelona erreichte er zuletzt einen spanischen Meistertitel (1973-74) und einen Fußball-Königspokal (1977-78).

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Mit Josep ‘Pep’ Guardiola (Foto: picture-alliance) und Sohn Jordi 1995, Barcelona Spieler (Foto: www.espnfc.com) 1992-96.


Die Real und Barca Stars und deren Probleme:

Die Entführung von Di Stefano

Das Drama bei den Cruyffs